Fury In The Slaughterhouse

,,HOMEINSIDE"

,,..and reddy is se Fury-Song" -diese als Selbstironie formulierte Zeile des Songs ,,Brilliant Thieves" hat der Band aus Hannover nicht nur Erfolg, sondern auch eine Menge kolportierten Spott eingebracht, waren Fury In The Slaughterhouse seit jeher doch nicht gerade für Innovationen und ausgefeilte Texte berühmt. Dass sich dies mit dem neuen, langerwarteten Album ,,Homeinside" ändern würde, hat wohl niemand ernsthaft erwartet, doch es ist zweifellos zu einer Überraschung geworden, zu einer positiven obendrein:

Das erste Mal seit der Abnabelung von dem langjährigen Produzenten und Ziehvater Jens Krause hat die Band in Franz Plasa ein offenes und sensibles Ohr gefunden, das der Band neue Seiten und Aspekte abverlangte, die man, zumindest in der hier dargebotenen Form, noch nicht kannte.

Wenn man Fury einen Vorwurf machen kann (und den werden hauptsächlich viele ,,alte" Fans erheben), dann den, dass ,,Homeinside" ein recht ,,modisches" Album geworden ist. Noch konsequenter als seinerzeit auf ,,Mono" wurde hier mit temporären Klängen und Rhythmen gearbeitet; in dem auch als Single veröffentlichten ,,Are You Real?" hört man gar Rapanleihen (sic!). Doch so schlimm, wie es sich anhört, ist es Gott sei Dank nicht: All diese Elemente wurden höchst sensibel und sparsam, entweder unterschwellig oder als wohlgesetzter Farbtupfer, in das jeweilige Klangbild integriert. Die Arrangements sind ausgefeilt und diffizil, hier hat man sich die Mühe gemacht, jedem Song einen eigenen unverwechselbaren Charakter, ein individuelles Flair zu geben, das über den Horizont der bisher gekannten Fury-Welt weit hinausgeht: Auch wenn die respektable Coverversion von Mott The Hooples ,,All The Young Dudes" zu dicht am Original angesiedelt ist (die Chöre klingen beeindruckend authentisch!), so beweist die Band spätestens mit einer intimen, filmischen, mit herzergreifenden, großflächigen Streichern arrangierten Ballade wie ,,Moon For Sale", dass sie dem konventionellen Rock'n'Roll längst entwachsen ist, nur um mit dem nachfolgenden ,,Pressure Down" zu beweisen. dass sie diese Schule dennoch nicht verlernt haben.

,,Homeinside" ist ein Album das, wie man so schön sagt, auf ,,internationalem Niveau" produziert wurde, zudem eine Art ,,White Album", auf dem die Band auch nach Jahren voller Spielfreude experimentiert und stilistische Wagnisse eingeht. ohne dabei disziplinlos zu zitieren oder gar gewollt modisch zu wirken. Erst mit diesem Album sind Fury In The Slaughterhouse richtig erwachsen geworden.